In einem bewegenden Austauschprojekt empfing eine 9. Klasse der Ernst-Göbel-Schule in Höchst vergangene Woche ihre polnischen Gaste aus Redziny in der Nähe von Częstochowa. Der Austausch, der von Höchst bis nach Berlin führte, stand im Zeichen der deutsch-polnischen Geschichte und forderte das Verständnis und die Freundschaft zwischen den Jugendlichen beider Nationen.
Die Begegnung begann mit einem herzlichen Kennenlernen an der Ernst-Göbel-Schule, bei dem die polnische Gruppe Einblicke in den deutschen Schulalltag gewann. Auf dem Programm standen zudem ein Stadtrundgang durch Höchst, ein Gespräch mit einer polnischen Holocaust-Überlebenden im Kloster Höchst und der Besuch des Jugendtreffs der Gemeinde Höchst.
Nach zwei ereignisreichen Tagen in Höchst reiste die Gruppe gemeinsam nach Berlin. Hier besuchten die Schülerinnen und Schüler historische Orte und Gedenkstätten, darunter die „Topographie des Terrors“, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas und die KZ- Gedenkstatte Sachsenhausen/Oranienburg. Durch Führungen und Workshops an diesen Orten setzten sich die Jugendlichen intensiv mit den Verbrechen der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinander.
Der Austausch ermöglichte den Schülern auch einen Blick auf das historische Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Besichtigung der Stasi-Gedenkstatte Hohenschönhausen, der Besuch des Tränenpalasts, der Karl-Marx-Allee, des Nikolai-Viertels und der Gedenkstätte für die Opfer von Gewalt boten tiefe Einblicke in die Teilungsgeschichte Deutschlands.
Auch die aktuelle Politik kam nicht zu kurz. Die beeindruckende Lichtershow am Reichstagsufer „Menschen und Parlament - 75 Jahre Demokratie lebendig“ und der Besuch der Reichstagskuppel mit Audioguide boten den Jugendlichen die Gelegenheit, die Bedeutung der Demokratie hautnah zu erleben.
Das Herzstuck des Austauschs war jedoch die Begegnung der Kulturen. Durch die Verwendung der englischen Sprache erweiterten die Schülerinnen und Schüler ihre Sprachkompetenzen und erkannten die Bedeutung einer Fremdsprache für internationale Freundschaften. „Dass es im Rahmen eines vom Deutsch-Polnischen-Jugendwerkes geförderten Projektes um mehr als die Begegnung von zwei Schulsystemen geht, ließ sich beim Abschied der Schülerinnen und Schüler voneinander erkennen“, sagte Aysegül Aksit, Gymnasial- und Klassenlehrerin der 9. Klasse. „Da flossen viele Tränen und es wurden bereits Plane für ein erneutes Treffen geschmiedet.“ Die deutschen Schülerinnen und Schüler teilten ähnliche Gefühle. „Obwohl ich mir die Fahrt nach Berlin mit einer fremden Klasse nicht gut vorstellen konnte, hat es sehr viel Spaß gemacht - ohne die polnischen Schuler wäre die Fahrt nicht so gut verlaufen“, sagte Simon, ein Schuler der 9. Klasse. „Raik und ich standen dem Austausch anfangs eher skeptisch gegenüber, aber als wir die polnische Klasse kennengelernt und auch unsere Freizeit mit ihnen verbracht haben, hat uns der Austausch doch sehr gefallen. Wir würden so etwas gerne nochmal machen“, erklärte Erik.
Den emotionalen Abschied fasste die Schülerin Beyza zusammen: „Am Ende wurden wir auch etwas emotional. Es war eine sehr schöne Erfahrung und ich habe viel dazugelernt.“
Dieser Schüleraustausch hat nicht nur die Geschichte lebendig gemacht, sondern auch Freundschaften über Grenzen hinweg geschaffen und die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und Verständigung betont.
Schüleraustausch vor dem Bundeskanzleramt. 9. Klasse der Ernst-Göbel-Schule fährt zum Schüleraustausch nach Berlin.
Foto: Aysegül Aksit