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Kategorie: Nachrichten

Dem Fach Geschichte wird häufig nachgesagt, dass es keine aktuellen Bezüge habe und eher langweilig und trocken sei. Das dem ganz und gar nicht so ist, konnten die Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufe 11 der Ernst-Göbel-Schule bei einer ganz besonderen Veranstaltung erleben.

Am Donnerstag, den 25.5. trafen sie im Kloster Höchst auf Zeitzeugen, die von ihren Erfahrungen mit Vertreibung, Inhaftierung und Konzentrationslagern während des Nationalsozialismus berichteten. Die letzten Überlebenden dieses dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte gaben den jungen Zuhörern authentische Berichte über den damaligen Unrechtsstaat und sein menschenverachtendes Gebaren.

So wurde Mieczysław Grochowski aus Danzig/Polen, der 1939 in Pommern geboren wurde, 1943 mit der gesamten Familie in das Internierungs- und Arbeitslager Lebrechtsdorf-Potulitz verschleppt und bis 1945 dort inhaftiert. Als Vierjähriger erlebte Mieczysław Grochowski die menschenunwürdigen Lebensbedingungen, Hunger, Krankheit und Angst vor Bestrafung. Nach der Befreiung musste die Familie ohne den Vater zurechtkommen, der das Konzentrationslager nicht überlebt hatte. Der Grund für die Inhaftierung war, dass seine Familie nicht die sogenannte „Volksliste“ unterschrieben hatte, welche die Bevölkerung in den vom Deutschen Reich im Zweiten Weltkrieg eingegliederten und besetzten Teilen Polens in Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Rechten einteilte. Der Umgang mit ethnischen Minderheiten ist auch in der Gegenwart noch gekennzeichnet durch Ausgrenzung, Ablehnung und leider oft genug noch durch Gewalt. Für die Schüler und Schülerinnen waren die Berichte von Mieczysław Grochowski nicht nur eine wichtige Ergänzung zum in der Schule gelehrten Wissen über den Nationalsozialismus, sondern auf emotionaler Ebene auch sehr viel anrührender als das Buchwissen. So waren viele Schüler und Schülerinnen auch sehr betroffen und machten sich auch nachdenklich wieder auf den Heimweg. Die Ernst-Göbel-Schule bemüht sich über den Lehrplan hinaus die nationalsozialistische Vergangenheit aufzuarbeiten, was auch über die hessische Landesgrenze hinaus Beachtung findet, kommt doch am 5.6. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas an die Höchster Schule, um sich über das Projekt zu informieren, für das die Schüler und Schülerinnen eines Oberstufenkurses sowie die engagierte Lehrerin Aysegül Aksit mit dem Margot-Friedländer-Preis in Berlin ausgezeichnet wurden.

 

Fachbereichsleiterin Antonia Gröss (3. Von links) und Zeitzeuge Mieczysław Grochowski umringt von Schülern und Schülerinnen der Ernst-Göbel-Schule.

 Justin Berg